Wissenswertes

Equitana 2009, Dr. Gerd Heuschmann beurteilt das Natural Gaited Tennessee Walking Horse

Auf dem Ausstellungsstand der ETWHA (European Tennessee Walking Horse Association) besuchte uns Herr Dr. vet. Gerd Heuschmann, vielen bekannt als Autor des Buches „Finger in der Wunde“ und der DVD „Stimmen der Pferde“ über die Biomechanik des Pferdes und pferdegerechtes Reiten.
Er nahm sich freundlicherweise Zeit, unser Demo-Video über den natürlichen Flat- und Running-Walk, Canter, Classy´s Cassiopia western geritten, ausgebildet von Patricia, zu begutachten (zu den Videos). Sein Kommentar: „So sieht ein Pferd aus, das locker, entspannt und gelassen läuft, so ist es richtig.“ Dies hat uns sehr gefreut und bestärkt uns, mit der Ausbildung unserer TWH so weiter zu arbeiten.

Pferdefütterung

Gesunde Pferdefütterung

Dr. Ulf Abele

Der optimale Erntezeitpunkt für die Heuernte ist dann, wenn das Knaulgras in Blüte steht (als guter Indikator), und sich die Linien abnehmender Energiegehalt/zunehmender Rohfasergehalt kreuzen.

Stroh hat hohe Lignin-(Holzstoff)Gehalte, die nicht verdaulich sind und im ungünstigen Fall zu Verstopfungskoliken führt. Auch spät geerntetes Heu (Vogelwiesenheu) enthält viel Lignin jedoch deutlich weniger Energie, Proteine, Vitamine und Spurenelemente. Wenn das Heu zum optimalen Schnittzeitpunkt eingefahren wird enthält es je kg ca. 10MJ verdauliche Energie, überständiges Heu in der Samenreife nur noch ca. 5,5MJ.

Ein Pferd mit 500kg KM (Körpermasse) benötigt für den Erhaltungsstoffwechsel ca. 65 MJ verdauliche Energie. Der zusätzliche Energiebedarf bei mittlerer Arbeit (= z.B. 60 min Schritt + 45 min Trab +  10 min Galopp) beträgt  35 MJ verdauliche Energie, die bereits nach o.g. Angaben mit 10 kg gutem Heu abgedeckt werden kann. Bei schwerer Arbeit (= z.B. 120 min Schritt + 60 min Trab + 10 min Galopp) beträgt der zusätzliche Energiebedarf 55 MJ. Dies bedeutet, dass ein Pferd mit 2 Stunden mittlerer Trainingsarbeit bei guter Weide oder Heuversorgung kein zusätzliches Krippenfutter (Kraftfutter) benötigt.

Heunetze  und Fressgitter verlangsamen die Futteraufnahme wesentlich. Die Fresszeiten sind gegenüber Fresszeiten am Boden mehr als verdoppelt, und betragen ähnlich wie bei reiner Weidenhaltung ca. 18 – 22 Stunden täglich. Das Verdauungssythem des Pferdes ist auf diese langen natürlichen Fresszeiten ausgerichtet. Bei Heufütterung vom Boden sind das am Tag ca. 20.000 malende Kaubewegungen. Bei Heufütterung aus Heunetze/Gittern bis zu 40.000 malende Kaubewegungen pro Tag, was nicht nur das Futter zerkleinert und durch den Abrieb die Zähne in Ordnung hält, sondern auch über die Ohrspeicheldrüse im Falle der langsamen und langen Fresszeiten 40-50 Liter Speichel produziert. Bei kürzeren Fresszeiten ist die Speichelproduktion entsprechend geringer. Der Speichel macht das Futter gleitfähig und enthält alkalisches Bikarbonat, das die Magensäure ab puffert. Bei einem 600 kg schweren Pferd werden während 24 Stunden kontinuierlich bis zu 60 Liter Magensaft gebildet, der große Mengen an Salzsäure enthält, die richtig ätzend wirkt, wenn sie nicht durch die Lauge aus dem Speichel abgepuffert wird. Viel Kauen bedeute also viel Speichel und damit eine gute Pufferung des sauren Magensaftes. Umgekehrt wird  bei jeglicher  Art Kraftfutter (Müsli, Mesh, Hafer, Zuckerrübenschnitzel u.a.) wesentlich weniger gekaut, wodurch weniger Speichel gebildet wird (deutlich unter einem Liter Speichelflüssigkeit je kg Kraftfutter), was die Säureeinwirkung auf die Magenschleimhaut massiv erhöht. Magengeschwüre und daraus resultierende Koliken sind die Folgen. Bei kontinuierlicher langsamen Heuaufnahme stellt sich im Magen ein PH-Wert von ca. 4,5 ein, bei längeren Heufresspausen und nach Kraftfutter (Krippenfutter) ein solcher von 2-2,5.

Die Folge: Hochleistungspferde die in der Regel viel Krippenfutter erhalten, haben zu 70-80% Magengeschwüre; Freizeitpferde immerhin noch durchschnittlich ca. 30%. Heu oder Grasfresspausen von mehr als 3-4 Stunden (auch nachts) sind daher unbedingt zu vermeiden. Krippenfutter -falls überhaupt- notwendig sollte in möglichst geringen Mengen frühestens eine halbe Stunde nach dem Raufutter verabreicht werden. Eine gute Alternative zu Kraftfutter (auch Müslis) sind Luzerne, die den zusätzlichen Energie- und Nährstoffbedarf ( bei hoher sportlicher Leistung) zu Heu decken können mit dem Vorteil, dass die Luzerne ähnlich wie Heu viel Rohfaser enthält und daher von den Pferden intensiv gekaut und eingespeichelt wird ( Luzernecobs nicht trocken füttern).

Im Magen (12-14 Liter) werden durch die Säure Fremdkeime abgetötet und durch Pepsin die Eiweißverdauung eingeleitet.

Im Dünndarm (25 Meter Gesamtlänge bestehend aus 12-Fingerdarm, Leerdarm und Hüftdarm), findet die bakterielle und enzymatische Verdauung von Stärke, Zucker, Eiweiß und Fett statt. Haferstärke kann hier vollständig verdaut werden. Mais- und Gerstenstärke können im Dünndarm nur zum Teil verdaut werden, da dem Pferd dafür die geeignete Microflora und deren Enzyme fehlen. Auch die Fructane, die bei sonnigen Tagen und kühlen Nächten in Gräsern bis zu 20% der Trockenmasse angereichert werden können im Dünndarm nicht vollständig verstoffwechselt werden und gelangen wie Teile der Mais und Gerstenstärke in den Dickdarm. > Gefahr von Rehe<.

Der Dickdarm besteht aus Blinddarm, Grimmdarm und Mastdarm. Der Blinddarm besitzt ein Volumen von ca. 50 Liter und bildet eine große Gärkammer. Die Hauptrolle im Blinddarm spielen Dickdarmbakterien welche über Enzyme verfügen, die die Zellulose- und Hemi- Zellulosehaltigen Fasern aus dem Heu oder Gras aufspalten und so maßgeblich zur Energiegewinnung beitragen. Diese daher so wichtigen Dickdarmbakterien reagieren außerordentlich empfindlich auf unterschiedliches Futter. Nach Fütterung von Luzerneheu oder gutem Wiesenheu findet sich eine Keimdichte von 500-2500 Mio. je Gramm Darminhalt, was ein optimales Wachstum der Dickdarmbakterien und somit eine gute Umsetzung und Verwertung der Nahrung bedeutet. Hingegen findet sich nach Fütterung von melassierten Rübenschnitzeln oder Fütterung von Kraftfutter nur eine Keimdichte von ca. 5-50 Mio. je Gramm, d. h. nur ca. 1% der optimalen Keimdichte.

Silage und auch Heulage ist als Futtergrundlage abzulehnen, da sie ca. 10% Zucker enthalten, was mit dem Risiko von Fehlgärungen verbunden ist.  Heulage ist allenfalls eine Alternative für Heustauballergiker.

Das Futter von alten Pferden, die das Raufutter aufgrund ihres Zahnstatus nicht mehr ausreichend kauen und verwerten können, kann es angebracht sein ihre Futterration mit Luzernecobs, Quetschhafer, Reiskleie, Öl aufzuwerten.

Weizen und Roggen haben in Futterrationen nichts verloren da sie im Verdauungstrakt verkleistern und Verstopfungen verursachen können. Auch Brot ist kein geeignetes Pferdefutter. Äpfel und Karotten sind zuckerhaltig und nur in kleinen Mengen zur Verfütterung geeignet.

Unabdingbar ist die regelmäßige Gabe eines geeigneten Mineralfutters zur Ergänzung von Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen. Bei einer Heu –bzw. Gras-reichen Fütterung sollte mit dem Mineralfutter nicht zu viel Calcium gefüttert werden, da mit die Gefahr von Nierensteinen verbunden ist und im Heu bereits relativ viel Calcium enthalten ist. Z.B. gibt es unterschiedliche Mineralfutter mit ca. 14.2% Calcium oder nur 6% Calcium. Für beide Mineralfutter gilt laut Herstellerangaben die gleiche Fütterungsempfehlung von ca. 50-100 g.

Die Pferde sollten ganzjährig freien  Zugang zu einem Salzleckstein haben (nicht im Futterbarren). Pferde haben bei der Arbeit durch Schweißbildung erhebliche Natriumchlorid-Verluste. Natriumchlorid ist wichtig für den extra- und intrazellulären Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt. Pferde haben die instinktive Fähigkeit selbstständig die Verluste in richtigen Maß auszugleichen.

Ohne auf alle Vitamine und Spurenelemente im Einzelnen einzugehen, muss darauf hingewiesen werden, dass die Vitamine A und E während der Heulagerung kontinuierlich abnehmen, und müssen daher neben den anderen Vitaminen über das Mineralfutter ergänzt werden.  Bei ganztägiger Weidehaltung stehen diese Vitamine ausreichend zur Verfügung. Bei intensiver Muskelarbeit sind Vitamin E und Selen von besonderer Bedeutung. Sie halten wichtige Funktionen in den Muskelzellen aufrecht und beugen Tying up (Verkrampfung in der Rückenmuskulatur) vor.

In vielen Ställen findet sich in den Futterrationen zu viel Kraftfutter. Die Ursachen dafür sind Unkenntnis der Einsteller über gesunde Pferdefütterung und ökonomische Gründe des Stallbetreibers. Im Grunde ist die Heufütterung, vorausgesetzt in guter Qualität, teurer als die Nährstoffbereitstellung über Kraftfutter. Die Faktoren dafür sind das Risiko bei der Heubergung, die hohen Maschinenkosten, der große Raumbedarf für die Lagerung, die Verteilung im Stall, deren Personalkosten und die unerheblichen Verluste bei der Fütterung.

Wasser muss immer sauber und frei zur Verfügung stehen. Bei Heufütterung im Winter auf dem Paddock muss zusätzlich Wasser angeboten werden.

Bitte beachten Sie: wenn Sie ihren Liebling in der Box zusätzliches Futter geben, in der Zeit in dem die Nachbarn nichts bekommen, löst dies bei den anderen Pferden Stress aus und kann z.B. durch Schlagen gegen die Boxenwände zu Verletzungen oder Magengeschwüren führen.

Vitamin E und Selen

Die herausragende Bedeutung von Vitamin E und Selen für Pferde

Dr. Ulf Abele, Entwicklungsleiter einer mittelständischen Firma für Tierarznei- und Spezialfuttermittel: Deutschland gilt als Selen-Mangel-gebiet. Dies liegt zum einen an den selenarmen Ausgangsmineralien der Bodenentstehung, zum anderen an den hohen Niederschlägen, die freies Selen auswaschen sowie an bestimmten Bodeneigenschaften (z.B. pH-Wert), durch welche dieses Spurenelement im Boden festgelegt wird und für die Pflanzen nicht verfügbar ist.

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Tierschutz + Ausbildung

Einige Gedanken zum Tierschutz bei der Ausbildung von Tennessee Walking Horses und deren Einsatz in Freizeit und Sport.

Die Grundsätze des Tierschutzes finden sich in §1 und 3 des Deutschen Tierschutzgesetzes und dürften wohl allgemein bekannt sein. Für den „Tierschutz im Pferdesport“ sind die Leitlinien des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) vom 01.11.92 als verbindlich anzusehen, die unter Mitwirkung von anerkannten Fachleuten formuliert wurden.

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Hufbeschlag + Tierschutz

Vielleicht fragen Sie sich: was hat das eine mit dem anderen zu tun? Vielleicht haben Sie sich aber auch schon den ein oder andern Gedanken dazu gemacht. Reflektieren wir zunächst das deutsche Tierschutzgesetz in der aktuellen Fassung vom 18. Mai 2006:

Grundsatz §1: Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

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